Am 02. Juni 2024 veranstaltete die Alevitische Gemeinde Kehl eine Podiumsdiskussion zur
bevorstehenden Kommunal- und Gemeinderatswahl. Unter der Moderation von Can Colak
versammelten sich Mitglieder der Gemeinde, um den politischen Austausch zu fördern und die Zukunft der Stadt aktiv mitzugestalten.
Breite politische Beteiligung
An der Diskussion nahmen Vertreter verschiedener Parteien teil, die ihre Positionen und Pläne vorstellten:
– FDP: Benedikt Eisele
– Liste Lebenswerte Ortenau: Lendrit Berisha
– PROjekt KEHL+: Wolfgang Maelger
– CDU: Heinz Rith
– SPD: Michaela Busch
– Bündnis 90/Die Grünen: Norbert Hense
– Kehler für Kehl: Thomas Brinkmann
Die Veranstaltung begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Can Colak vom Bund der
Alevitischen Jugend (BDAJ) Kehl und einer inspirierenden Eröffnungsrede von Taner Boyraz,
dem Vorsitzenden der Alevitischen Gemeinde Kehl. Musikalisch untermalt wurde die Eröffnung von Eren Boyraz, der mit seiner Bağlama traditionelle Lieder darbot und so eine besondere kulturelle Atmosphäre schuf.
Themenschwerpunkte und Diskussionen
Die Diskussion war in fünf zentrale Themenblöcke gegliedert:
– Wirtschaft & Arbeit
– Umwelt & Soziales
– Bildung & Jugend
– Kehl & Umgebung
– Alevitinnen & Aleviten
Die spezifischen Fragen der Gemeindemitglieder wurden vom Moderator an die
Parteienvertreter gestellt. Einige der wesentlichen Antworten waren:
Zusammenarbeit zwischen Kehl und Straßburg: Die Grünen, CDU und Projekt Kehl Plus betonten die Nutzung der Aachener Verträge zur Förderung der deutsch-französischen
Zusammenarbeit, während Kehler für Kehl und die FDP die Notwendigkeit unterstrichen,
diese Verträge mit Leben zu füllen, um beispielsweise die grenzüberschreitende
medizinische Notfallversorgung zu ermöglichen.
Innenstadtsterben: Die SPD schlug vor, die Innenstadt zu einem begrünten
Naherholungsgebiet umzugestalten, um die Attraktivität zu erhöhen und so mehr Geschäfte, Startups und Galerien anzuziehen.
Cannabis-Legalisierung: Die Grünen unterstützen die Legalisierung und sehen in
Cannabis-Clubs eine Möglichkeit, den Cannabis-Tourismus zu regulieren, wobei sie die
Auswirkungen des Gesetzes zunächst abwarten möchten.
Krankenhausschließung: Lendrit Berisha von LiLO betonte, dass das Krankenhaus in Kehl noch nicht geschlossen sei und es die Möglichkeit gebe, es zu retten. Er kritisierte jedoch, dass andere Parteien nicht bereit seien, das Krankenhaus zu unterstützen, obwohl Kehl fast 40.000 Einwohner hat, die eine medizinische Versorgung vor Ort benötigen.
Wolfgang Maelger von Projekt Kehl Plus lobte das Format der Veranstaltung als eine der
wenigen Gelegenheiten, bei denen mehrere Parteien in direktem Kontakt mit den Bürgern
standen.
Bedeutung und Wirkung
Die Alevitische Gemeinde Kehl, die etwa 350 Mitglieder umfasst, ist ein integraler Bestandteil der kulturellen und sozialen Landschaft der Stadt. Aleviten stehen für Frieden, Demokratie und Humanismus. Zu den Kernaufgaben des BDAJ (Bund der Alevitischen Jugend) gehören die Förderung der Integration und gleichberechtigten Teilhabe von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die Unterstützung seiner Mitglieder sowie der Einsatz für Menschenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter. Deutschlandweit gibt es über 700.000 Alevitinnen und Aleviten.
Nach der Diskussion
Nach der intensiven Diskussion lud die Gemeinde zu einem traditionellen ostanatolischen
Gericht ein, das den Teilnehmern Gelegenheit bot, sich in einem informellen Rahmen weiter
auszutauschen und zu vernetzen. Ein weiterer Plan der Gemeinde ist es, nach den Wahlen die Mitglieder des Gemeinderats erneut einzuladen, um eine offene Diskussionsrunde zu führen.
Fazit und Ausblick
Die Veranstaltung war ein Erfolg und trug dazu bei, die alevitische Gemeinschaft in den
politischen Dialog einzubinden und ihre Anliegen sichtbar zu machen. Die Teilnahme der
Gemeindemitglieder und die Diskussion mit den Parteienvertretern setzten ein starkes Zeichen für politische Partizipation und Integration. Taner Boyraz fasste es treffend zusammen: „Die heutige Veranstaltung hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir als Kehler Gemeinschaft zusammenkommen und das Gespräch wagen. Wir freuen uns auf zukünftige Veranstaltungen, die den Dialog und das Verständnis weiter fördern.“ Die Alevitische Gemeinde Kehl bedankt sich bei allen Teilnehmern und den politischen Vertretern und wünscht ihnen viel Erfolg bei den Wahlen.