Donnerstag, März 28, 2024

Workshop: „Ausbildung alevitischen Personals an deutschen Universitäten“

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Am 17. September 2020 fand der Online-Workshop „Ausbildung alevitischen Personals an deutschen Universitäten – Bedarfe und Perspektiven“ im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz (DIK) statt. Im Zentrum des Workshops stand die Entwicklung einer alevitischen Theologie in Deutschland.

Eröffnet wurde der Workshop von Dr. Hans-Eckhard Sommer, dem Präsidenten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). In seiner Begrüßung drückte Präsident Dr. Sommer seine Freude über die Entwicklungen an den Universitäten Hamburg und Tübingen aus und würdigte das Eintreten der Alevitinnen und Aleviten für die Werte der Bundesrepublik, die den Alevitinnen und Aleviten und der alevitischen Religionsgemeinschaft eine Heimat geworden sei.

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch.

Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge Dr. Hans-Eckhard Sommer begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Online-Workshops Quelle: BAMF

Auch Dr. Markus Kerber, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, betonte in seinem Grußwort: „Die Aleviten sind Teil unserer gemeinsamen Heimat Deutschland – und sie gestalten diese Heimat seit Jahrzehnten aktiv mit. Dies und auch die langjährige konstruktive Rolle der größten alevitischen Vertretung, der der Alevitischen Gemeinde in Deutschland e. V. (AABF), in der Deutschen Islam Konferenz gilt es anzuerkennen und wertzuschätzen. Zugleich haben die Aleviten eine eigenständige, spezifische Glaubenspraxis, woraus sich besondere Anliegen bei der Glaubenslehre und Religionsausübung ergeben. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, dass wir im Rahmen der DIK dazu beitragen, die Perspektiven und Bedarfe einer alevitischen Theologie – also der Ausbildung alevitischen religiösen Personals – an deutschen Universitäten zu diskutieren und zu klären.“

In ihrer Videobotschaft sprach die Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg Katharina Fegebank über die gute und intensive Zusammenarbeit mit der alevitischen Gemeinde in Hamburg, die auch im Hamburger „Religionsunterricht für Alle“ verankert sei. Der Ausbau der alevitischen Theologie an der Universität Hamburg könne auch für andere Bundesländer wegweisend sein, resümierte Fegebank.

Der Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde in Deutschland e. V. (AABF) Ufuk Çakır gab in seinem Vortrag einen Überblick über die Aktivitäten der AABF. Er betonte, dass die Einrichtung einer alevitischen Theologie an deutschen Universitäten nicht nur mit wissenschaftlichen Aspekten verbunden sei, sondern einen „wertvollen Beitrag als Mittlerin zwischen unterschiedlichen Kulturen und Traditionen leisten“ könne.

Professor Dr. Raoul Motika, Direktor des Orient-Instituts Istanbul, betonte, der Workshop sei „ein bedeutender Meilenstein im derzeit laufenden Prozess der gesellschaftlichen Integration der Aleviten und insbesondere bei der Etablierung einer universitären alevitischen Theologie.“ In seinem Vortrag legte Professor Motika die Etablierungsversuche einer alevitischen Theologie und die damit verbundenen vielfältigen Herausforderungen und Chancen umfassend und tiefgehend dar.

André Wegner, Referent in der Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke, gab Auskunft über die bereits sehr fortgeschrittenen Entwicklungen im Bereich der alevitischen Theologie an der Universität Hamburg. Anschließend wurde die Frage der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern lebhaft diskutiert.

Prof. Dr. Erdal Toprakyaran stellte in Vertretung des Rektors der Universität Tübingen die dortigen Pläne für eine alevitische Theologie vor. Angestrebt werden nach seinen Worten zwei bis drei Professuren für praktische alevitische Theologie und Religionspädagogik oder Seelsorge sowie historische alevitische Theologie. Die Universität Tübingen zählt im Fachbereich Theologie zu den renommiertesten Hochschulen der Welt und bringt wichtige Kooperationspartner für eine mögliche alevitische Theologie mit. Die Pläne stehen noch unter Finanzierungsvorbehalt.

Zwei Impulsvorträge rundeten die Veranstaltung ab. Hasan Gazi Öğütcü, Vorsitzender des Alevitischen Bildungswerkes „Şah İbrahim Veli“ e. V., sprach in seinem Beitrag über die Arbeit des Bildungswerkes und die Notwendigkeit der Professionalisierung der überwiegend ehrenamtlich geleisteten Arbeit. Professorin Dr. Handan Aksünger-Kızıl, Lehrstuhlinhaberin für alevitisch-theologische Studien an der Universität Wien, reflektierte in ihrem Impulsvortrag „Vom Lehrauftrag zum eigenen Universitätsfach: Erfahrungen und Empfehlungen für eine universitäre alevitische Theologie“, wie interreligiöse Gespräche als Keimzelle einer alevitischen Theologie fungierten. Nach der Sichtbarwerdung des Alevitentums stellt nun die konzeptionelle Ausarbeitung von eigenen Fächern innerhalb einer alevitischen Theologie und die Integration in die Gesellschaft eine nächste Herausforderung dar.

Der per Videokonferenz durchgeführte Workshop zur Ausbildung alevitischen religiösen Personals an deutschen Universitäten verstand sich als erster Nachholtermin zu einer eigentlich für März diesen Jahres geplanten zweitägigen DIK-Präsenzveranstaltung, die Corona-bedingt kurzfristig abgesagt werden musste. Die seinerzeit ebenfalls als Themen eingeplanten Bereiche der praktisch-didaktischen Ausbildung alevitischen Personals und des alevitischen Religionsunterrichts sollen zu einem späteren Zeitpunkt in einem noch festzulegenden Veranstaltungsformat präsentiert und diskutiert werden.

Quelle: www.deutsche-islam-konferenz.de

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