Samstag, Mai 17, 2025

Dr. Hakan Mertcan: Die Alawiten und die Rufe nach Völkermord im „befreiten“ Syrien

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Nach dem Sturz der Regierung von Baschar al-Assad am 8. Dezember 2024 übernahmen radikal-islamistische Kräfte unter dem Dach von Hayat Tahrir al-Scham (HTS), die von der internationalen Gemeinschaft als Terrororganisation eingestuft wird, die Macht. Genauer gesagt wurde dieser Miliz -mit Unterstützung imperialistischer Kräfte – regelrecht der Schlüssel zur syrischen Machtstruktur „auf einem goldenen Tablett“ serviert. Während sich Freudenschreie und Angstschreie vermischen, drängt sich folgende Frage auf: Hat dieser Schlüssel nun die Tore zum Paradies oder zur Hölle geöffnet?

Von Zennubes Syrien zum Reich der Barbarei

Syrien, das auf eine jahrtausendealte historische Tradition zurückblicken kann, war seit jeher eine Wiege der Zivilisationen – ein vielfältiger, multikultureller Garten der Menschheit. Unter der 14-jährigen Herrschaft eines autoritären und korrupten Ba’ath-Regimes hat dieser „Garten“ jihadistischen Gruppen, die aus verschiedenen Ländern der Welt nach Syrien strömten, erfolgreich Widerstand geleistet. Nun stellt sich die Frage, ob er unter den Rufen einer „Revolution“ verwüstet oder neu aufgebaut wird. Falls – wie von den Mainstream-Medien behauptet– in Syrien tatsächlich eine politische Ordnung entsteht, die alle Bevölkerungsgruppen umfasst und auf Freiheit und Demokratie gründet, wäre das nicht nur für die Syrer selbst, sondern für die gesamte Region ein bedeutsames Ereignis. Allerdings wird zunehmend deutlicher, dass die Realität nicht dem von den Machthabern gezeichneten Narrativ entspricht.

Die Feierlichkeiten jihadistischer Gruppen, ihre Triumphrufe, die medialen Manipulationen und der „optimistische“ Tonfall der Imperialisten mögen die qualvollen Klagerufe unterdrückter Gemeinschaften übertönen wollen – doch für diejenigen, die die Wahrheit suchen, tritt die Wirklichkeit allmählich klar zutage. Die Lüge lässt sich nicht mehr verbergen…

Egal, welche Bezeichnungen sie heutzutage tragen – selbst wenn Staatsoberhäupter der Welt sich anstellen, Colani und seinem Team zu gratulieren –, bleibt eine Tatsache unverändert: Diese fundamentalistischen Milizen sind aus dem ideologischen Spektrum al-Qaidas hervorgegangen und werden nach wie vor international als Terrororganisationen eingestuft. In der Vergangenheit wurden sie in der Türkei von vielen als „Revolutionäre“ bezeichnet. Sogar in Europa ist es immer noch en vogue, diese extremistischen Gruppen als revolutionär zu vermarkten! Doch da eine Revolution nicht bedeutet, eine bestehende Ordnung zu stürzen, um eine noch rückschrittlichere zu etablieren, erübrigen sich hier weitere Ausführungen.

Die neue syrische Regierung (oder wie Sivri sie nennt, die „Takfiri-Minderheitsdiktatur“[2]) setzt sich aus islamistischen Jihadisten zusammen. Es ist allgemein bekannt, dass diese Gruppen – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart – Tausende von Menschen ermordet haben, die den alteingesessenen Gemeinschaften Syriens angehören; dazu zählen Alawiten, Kurden, Armenier, Christen, Drusen, Assyrer, Ismailiten sowie sunnitische Muslime, die einen modernen und säkularen Lebensstil pflegen.

Seit März 2011 wurden zahlreiche Massaker an Alawiten verübt, auch wenn die exakte Zahl unbekannt ist. In Orten wie Houla (Mai 2012), Aqrab (Dezember 2012), Adra (Dezember 2013), Latakia (August 2013), Ma’an (Februar 2014), Zanuba (Juni 2014), Al-Hurra (Juni 2014), Ikrima (Oktober 2014), Mabouja (März 2015), Ishtabraq (April 2015), Zara (Mai 2016), Zahra (Dezember 2016) und vielen anderen Regionen wurden Menschen in großer Zahl brutal massakriert – ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht oder Behinderung[3]. Junge Mädchen und ältere Ordensschwestern wurden entführt, gefangene Soldaten zu Tode gefoltert und bei lebendigem Leib in Käfigen verbrannt.

Diese jihadistischen Gruppen, die wiederholt erklärt haben, ein auf der Scharia basierendes Regime errichten zu wollen, versuchen nun, sich mit Aussagen wie „Wir respektieren alle Glaubensrichtungen und Kulturen; wir werden niemandem schaden“ ein neues Image zu geben. Solche Behauptungen finden im Westen zwar teilweise Gehör, doch ist offensichtlich, dass fundamentalistische Ideologien nicht so leicht zu ändern sind. Die internationalen Mainstream-Medien versuchen häufig, diese Gruppen als „gewandelt“ darzustellen; allerdings lassen sich Salafi-wahhabitische Überzeugungen nicht einfach durch das Rasieren des Bartes oder das Tragen eines Anzugs überwinden. Anders ausgedrückt: Fundamentalistische Ideen und Ideologien kann man nicht einfach ablegen wie ein altes Hemd!

Trotz aller Bemühungen, ein positives Bild zu verbreiten, und ungeachtet der beschwichtigenden Rhetorik leben Syriens religiöse Minderheiten sowie seine säkularen und modernen Bürgerinnen und Bürger –die bereits unmittelbare Erfahrungen mit diesen jihadistischen Gruppen sammeln mussten – weiterhin in tiefer Angst und großem Misstrauen. Zwar waren bis Anfang März[4] keine groß angelegten, systematischen Massentötungen in aller Deutlichkeit sichtbar; dennoch ist offensichtlich, dass die Gruppen Einschüchterungen, Unterdrückung und subtile Repression anwenden und ihre Gewalthandlungen als Einzelfälle tarnen. Diese Strategie zielt darauf ab, langfristig tiefe und nachhaltige Auswirkungen auf das soziale und politische Gefüge auszuüben.

Die ins Visier genommene Gemeinschaft: Die Alawiten

Kaum vergeht ein Tag ohne weitere Schreckensmeldungen aus Syrien. Die schweren Menschenrechtsverletzungen, die von Terrorgruppen begangen werden, um ihre Macht zu festigen, sind nicht mehr zu leugnen. Angriffe auf heilige Stätten, Misshandlungen, Degradierungen, Entführungen, willkürliche Verhaftungen und Hinrichtungen werden häufig gemeldet.[5] Parallel dazu kursiert eine Fülle von Videos, Tonaufnahmen, Berichten und Fotos in den sozialen Medien, wobei sich nicht alle Inhalte zweifelsfrei verifizieren lassen.

Die neue Regierung erkennt zwar einige dieser Angriffe an, lehnt jedoch jegliche Verantwortung ab und rechtfertigt ihr Verhalten häufig mit der Behauptung: „Wir können diejenigen, die solche Taten begehen, nicht kontrollieren.“ Unterdessen wächst die Besorgnis über das Schicksal und die Bedingungen Tausender Inhaftierter, da kaum Transparenz darüber herrscht, wo sie sich befinden oder welcher Behandlung sie ausgesetzt sind.

Die von Gewalt und Terror am stärksten betroffene Gruppe ist die alawitische Gemeinschaft, die in der politischen Geschichte Syriens eine bedeutende Rolle gespielt hat. Für salafistische Dschihadisten, die ihre Ideologie auf die Fatwas Ahmad ibn Taymiyyas stützen – ein fanatischer sunnitischer Theologe aus dem späten 13. und frühen 14. Jahrhundert, der zur Auslöschung der Alawiten aufrief –, gelten die Alawiten als ungläubige Gemeinschaft, die vernichtet werden muss[6]. Über den Verlauf des 14-jährigen Krieges haben diese dschihadistischen Gruppierungen leider sowohl eine ausgeprägte Rhetorik als auch eine konkrete Praxis entwickelt, um dieses Ziel zu verfolgen. Infolgedessen haben über 160.000 Alawiten, darunter Angehörige der Sicherheitskräfte und Zivilist*innen, ihr Leben verloren.[7]

Nicht nur die Dschihadisten in Syrien haben dieses Narrativ vorangetrieben. Auch politische Islamisten in der Türkei haben die Vorstellung einer „alawitischen Diktatur“ in Syrien verstärkt. Häufig wurde behauptet, Militär, Polizei und Geheimdienste befänden sich in alawitischer Hand – eine Behauptung, die sich weithin als vermeintliche „Tatsache“ etabliert hat. Doch hatten die Alawiten in Syrien tatsächlich die Macht inne? Diese Frage ist entscheidend, um die gegenwärtige Situation sowie die völkermordähnlichen Bedrohungen für die alawitische Gemeinschaft zu verstehen. Rückblickend lässt sich sagen, dass die Ba’ath-Partei bei ihrer Machtübernahme in Syrien im Jahr 1963, als sie sich für soziale Gerechtigkeit, Säkularismus und Nationalismus einsetzte, vielen Minderheiten, darunter den Alawiten, vergleichsweise bessere Möglichkeiten eröffnete. Nach dem Putsch Hafez al-Assads im November 1970 erlangten die Alawiten größere Repräsentation in den Staatsinstitutionen. Gleichwohl bedeutete Assads langjährige autoritäre Herrschaft weder, dass ausschließlich Alawiten die Regierung dominierten, noch dass der Alawismus in irgendeiner Form privilegiert oder gar zu einer politischen Macht erhoben worden wäre. Ein beträchtlicher Teil der alawitischen Bevölkerung lebte weiterhin in Armut und Schweigen und kämpfte ums tägliche Überleben.[8]

Hafez al-Assad festigte seine Herrschaft unter anderem durch ein breites sunnitisches Bündnis und sicherte sich ebenso die Unterstützung von drusischen, ismailitischen und christlichen Gruppen. Sobald er jedoch den Eindruck gewann, bestimmte alawitische Offiziere bildeten Fraktionen, die seine Macht infrage stellen könnten, schreckte er nicht davor zurück, sie zu entmachten und schwer zu bestrafen.

Der syrische Staat war niemals offiziell alawitisch geprägt; Alawismus war im öffentlichen Raum nicht sichtbar verankert. Sowohl das Ministerium für religiöse Stiftungen als auch das Bildungssystem waren sunnitisch-islamisch ausgerichtet; Alawismus erhielt in diesen Bereichen keinen offiziellen Status. Doch die Tatsache, dass Assad einer alawitischen Familie entstammte, reichte seinen politischen Gegnern –insbesondere islamistischen Oppositionsgruppen – aus, um den Staat als „alawitisches Regime“ zu bezeichnen.

Dem Ende entgegen

Berichte über schwere und systematische Menschenrechtsverletzungen – darunter willkürliche Inhaftierungen, Entführungen, Verschwindenlassen, brutale Angriffe, außergerichtliche Hinrichtungen und Übergriffe auf heilige Stätten – häufen sich. In Syrien, wo ehemalige, mit hohen Kopfgeldern gesuchte Anführer terroristischer Gruppen nun versuchen, die Vorherrschaft zu übernehmen, beobachten wir die wachsende Furcht und Unruhe unter jenen Syrer*innen, die weder die Überzeugungen noch die Ideologie dieser dschihadistischen Gruppen teilen. Diese Besorgnis ist nicht allein auf Minderheitengemeinschaften beschränkt; auch sunnitische Gruppen sowie demokratische und säkulare Kräfte äußern ähnliche Ängste und sehen sich einem zunehmenden Druck und einer wachsenden Repression ausgesetzt.[9]

Zweifellos ist die Lage der Alawiten in diesem Klima der Ungewissheit, des Terrors und der Gewalt besonders prekär. Obwohl die Gemeinschaft nur begrenzte Möglichkeiten hat, die gegen sie gerichteten Angriffe offen zu thematisieren, dringen ihre stummen Hilferufe dennoch in unterschiedlicher Form an die Öffentlichkeit.

Obgleich offiziell behauptet wird, es gebe keine systematische Massentötung, deuten verschiedene Berichte auf eine verdeckte Vernichtungspolitik gegen Alawiten hin, die schrittweise umgesetzt wird – durch wirtschaftliche Entrechtung, Hunger, Elend, Vertreibung, Entführungen, außergerichtliche Hinrichtungen, Folter und gewaltsame Übergriffe. Zudem fehlt jegliche verlässliche Information über das Schicksal von über 10.000 Inhaftierten, bei denen es sich mehrheitlich um Alawiten handeln soll.[10]

Darüber hinaus wird bei der Etablierung der neuen Staatsordnung deutlich, dass Alawiten – ebenso wie Kurden, Drusen und andere alteingesessene Gemeinschaften – bewusst von den Reihen der „Gründungsmächte“ ausgeschlossen werden.[11]

Eine der gravierendsten und bedenklichsten Entwicklungen ist die fortbestehende ideologische Instrumentalisierung, welche die gesamte alawitische Gemeinschaft mit dem früheren Regime gleichsetzt. Die irrige Vorstellung, in Syrien habe jahrelang eine „alawitische Diktatur“ geherrscht, dient nach wie vor als ein wirkungsvolles Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Manche Kräfte versuchen gezielt die Alawiten für sämtliche Verbrechen und Verfehlungen des alten Regimes verantwortlich zu machen, wodurch sich die heutige Gefahr für diese Gemeinschaft noch weiter zuspitzt.

Die Propaganda, Syrien sei vor Dezember 2024 von einer „alawitischen Minderheitsdiktatur“ beherrscht worden, entbehrt jeder Grundlage. Für die dschihadistischen Terrorgruppen, die Syrien angegriffen, besetzt und ausgeplündert haben, erfüllt dieses Narrativ jedoch weiterhin eine wichtige Funktion: Es dient ihnen als Legitimationsgrundlage für ihre Angriffe und Gräueltaten.

Aus Sicht dieser dschihadistischen Kräfte sind Alawiten eine abweichende Gemeinschaft, die ausgelöscht werden muss.[12] Es ist daher keineswegs übertrieben, von einer berechtigten Furcht vor Völkermord zu sprechen. Im ideologischen Weltbild des dschihadistischen Terrors wird den Alawiten das Existenzrecht abgesprochen. Sie gelten als Feinde des Islam, als Heuchler, Abtrünnige, Ungläubige und unrettbar Verdammte – quasi als das „absolut Böse“.[13] Ihre Vernichtung wird aus dieser Perspektive sowohl als religiöse Pflicht wie auch als praktische Notwendigkeit betrachtet.

Die Unterdrückungspolitik gegen Alawiten äußert sich fortlaufend in gewaltsamen Überfällen bewaffneter Gruppen auf Dörfer, in der Tötung von Menschen, in Entführungen sowie in der Beschlagnahmung von Häusern und Besitz. Wer versucht, diese Verbrechen öffentlich zu machen, sieht sich mit zusätzlicher Repression konfrontiert, da die örtlichen Behörden jegliche Verantwortung von sich weisen und das Problem verschärfen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Alawiten einzuschüchtern, zu unterwerfen und schließlich aus ihrer angestammten Heimat zu vertreiben. In den ländlichen Gebieten von Hama und Homs ist dieser Prozess nahezu abgeschlossen. Offenkundig dient er dem Zweck einer völligen „Säuberung“ alawitischer Siedlungsregionen – ein Vorgehen, das den Tatbestand des Genozids erfüllt.[14]

Ein drastisches Beispiel für diese Eskalation ereignete sich Anfang März, als dschihadistische Terrorgruppen eine Reihe brutaler Angriffe gegen Zivilist*innen starteten. Am 4. März nahmen sie das überwiegend von Alawiten bewohnte Datour-Viertel in Latakia ins Visier und setzten am 5. März ihre Angriffe in den ländlichen Gebieten von Jableh fort. Diese Übergriffe weiteten sich rasch zu einem offenen Völkermord an den Alawiten aus. In deren Folge war die anwachsende Gewalt und Brutalität nicht mehr zu vertuschen; die internationale Öffentlichkeit nahm von den Vorgängen Notiz, was zu einer wachsenden Anerkennung der Geschehnisse als Genozid führte.

Der am 23. März 2025 veröffentlichte Bericht des Human Rights and Humanitarian Follow-up Committee (Syrien) spricht von mehr als 2.200 ermordeten alawitischen Zivilistinnen während der Höhepunkte der Massentötungen vom 7. bis 9. März. Laut Bericht wurden „in den ersten drei Tagen 25 dokumentierte Massaker verübt. Zudem existieren 811 Videoaufnahmen, und die Namen von 2.246 Opfern konnten verifiziert werden – größtenteils junge Menschen, aber auch ältere Personen, Kinder und Frauen, die einzig aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur alawitischen Glaubensgemeinschaft getötet wurden. Außerdem wurden 42 Opfer anderer Konfessionen dokumentiert, die umkamen, weil sie Sympathie gezeigt und versucht hatten, Zivilistinnen zu verstecken.“[15]

Angesichts dieser Realität verlassen zahlreiche Alawiten in panischer Angst ihre Häuser und suchen Zuflucht in vermeintlich sicheren Regionen. Betrachtet man alle vorliegenden Daten, ebenso wie die weit verbreiteten und offen geäußerten Vernichtungsaufrufe gegen Alawiten, wird deutlich, dass in Syrien ein systematischer Ausrottungsversuch im Gange ist. Sollte dieser ungehindert weiterlaufen, besteht die Gefahr, dass ein groß angelegter Völkermord eintritt, der als eine der größten Menschheitskatastrophen in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Wer auf die „Großmächte“ hofft, wird weder eine Eindämmung dieses Prozesses noch eine demokratische und freie Zukunft für die Menschen in Syrien erleben. Dennoch dürfen Anstrengungen zur Aufklärung, zur Ausübung demokratischen Drucks auf Regierungen sowie zur Aktivierung verbliebener internationaler Rechtsmechanismen nicht vernachlässigt werden.

Gerade in einer Phase, in der ein neues Regime entsteht – ein Regime, das sich schon vor seiner vollständigen Festigung als schlimmer erweist als das vorherige –, ist es unabdingbar, dass alle Gemeinschaften, die von den Gründungsorganen ausgeschlossen wurden, zusammenhalten. Die alten Völker Syriens, zusammen mit demokratischen Kräften auf internationaler Ebene, linken, sozialistischen und alternativen Bewegungen, verfügen nach wie vor über die Möglichkeit, Widerstand zu leisten und diesen düsteren Kurs zu stoppen.

Scheitern diese Bestrebungen, so bleiben die Pforten der Hölle für uns alle offen. Die Flammen, die in Syrien lodern, werden sich nicht auf das Land oder seine Nachbarstaaten beschränken; sie werden sich weiterhin ausbreiten und schließlich auch Europa und andere Teile der Welt erfassen.

[1] Ich danke meinen Freunden Hasan Sivri, Süleyman Serhan Narlı, Dr. Jens Kreinath, und Fikret Abacı für ihre wertvollen Beiträge zu diesem Artikel.

[2] Hasan Sivri, „Tekfirci Azınlık Diktası ve Suriye“, Ehlen Dergisi, Nr. 6, Januar 2025, S 5–7.

[3] Siehe hierzu: Hakan Mertcan, Akıntıya Karşı (Aleviler, Suriye ve Laiklik), Adana: Karahan, 2021.

[4] Dies bedeutet nicht, dass keine Massentötungen stattgefunden hätten. Beispielsweise konnte das Massaker Ende Januar, bei dem Dutzende Menschen von jihadistischen Milizen in Homs-Fahel und Umgebung getötet wurden, nicht vollständig vertuscht werden, sodass sich HTS-Offizielle gezwungen sahen, eine Erklärung abzugeben. Vgl. „Humus’un Alevi köyü Fahel’de 58 kişi rejim yanlısı milislerce öldürüldü“, bianet, 27. Januar 2025, https://bianet.org/haber/humus-un-alevi-koyu-fahel-de-58-kisi-rejim-yanlisi-milislerce-olduruldu-304011. Tatsächlich häuften sich ab dem 4. März Berichte über Massentötungen und Völkermordhandlungen.

[5] So wurde im Dezember 2024 etwa das Grabmal von Hussein Hamdan al-Hasibi – einem der bedeutendsten religiösen und historischen Führungsfiguren der Alawiten – in Aleppo angegriffen, und fünf Zivilpersonen, die an der Stätte dienten, wurden getötet. Dies löste bei den Alawiten Empörung aus. Siehe: „Suriye’de Hristiyanların ardından Alevilerden kitlesel protesto“, artıgerçek, 25. Dezember 2024, https://artigercek.com/dunya/suriyede-hristiyanlarin-ardindan-alevilerden-kitlesel-protesto-gostericilere-ates-acan-hts-sokaga-cikma-yasagi-ilan-etti-327178h.

[6] Vgl. ausführlicher: Hakan Mertcan, Türk Modernleşmesinde Arap Aleviler (Tarih, Kimlik, Siyaset), 4. Aufl., Adana, Karahan, 2020.

[7] Mertcan, Akıntıya Karşı.

[8] Mertcan, Akıntıya Karşı.

[9] Ausführliche Informationen hierzu bietet die Website des Syrian Observatory for Human Rights (SOHR): https://www.syriahr.com/en/

[10] Vgl. hierzu auch die von Hasan Sivri übersetzte und auf YouTube veröffentlichte Rede von Rami Abdurrahman: „SOHR müdürü, Suriye’de Alevilere yönelik saldırılar ve ihlaller ile ilgili ne dedi?“ https://www.youtube.com/watch?v=aQxFAFfGZW0 (Zugriff: 28. Februar 2025).

[11] Siehe Timour Azhari & Maya Gebeily, „Syria to hold dialogue conference amid criticism over inclusivity“, Reuters, 24. Februar 2025, https://www.reuters.com/world/middle-east/syria-hold-dialogue-conference-amid-criticism-over-inclusivity-2025-02-24/.

[12]Siehe z. B.  دون استجابة السلطات السورية.. مسلح يظهر في شريط مصور ثاني يؤكد دعوته للقتل الطائفي , SOHR, 03.04.2025, https://www.syriahr.com/دون-استجابة-السلطات-السورية-مسلح-يظهر/755505/ ; مدير المرصد السوري: دوافع طائفية مبنية على فتاوى منحرفة سابقة بتكفيرالعلويين , Youtube, 01.04.2025, https://www.youtube.com/watch?v=_tALXldfL-Y

[13] Zu den historischen Hintergründen vgl: Mertcan, 2020, S. 41-44: Yvette Talhamy, The Fatwas and the Nusayri/Alawis of Syria. Middle Eastern Studies, vol. 46, no. 2, 2010, S. 175–94.

[14] Colani’nin sağ kolundan Alevilere karşı tehcir çağrısı, HURSEDA HABER, 19.03.2025,   https://hurseda.net/dunya/266191-colani-nin-sag-kolundan-alevilere-karsi-tehcir-cagrisi.html

[15] Human Rights and Humanitarian Follow-up Committee (Syria), Who sows hatred, reaps mass murder. Genocide on the Syrian coast–Preliminary report, 23.03.2025, https://fhmsihr.org/eng/wp-content/uploads/sites/2/2025/03/Who_sows_hatred__reaps_mass_murderdocx.pdf

Hakan Mertcan (Dr., Universität Bayreuth)

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